Deepfakes – Zwischen
Gefahr und Möglichkeit

Ferdinand Heimbach
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Der ehemalige US-Präsident bezeichnet Donald Trump als einen Idioten. David Beckham spricht in perfektem Mandarin über die Ausrottung von Malaria. Im realen Leben sind solche Videos kaum vorstellbar. Doch die Deepfake-Technologie lässt sie zur Wirklichkeit werden. Deepfakes sind eine Gefahr – und eine Chance. Wie werden sie unsere Zukunft beeinflussen? Wie erkennt man Deepfakes? Wie wird sich die Technik in den nächsten Jahren entwickeln? Antworten auf die wichtigsten Fragen.

Was sind Deepfakes?

Deepfakes sind Videos, die mit Hilfe Künstlicher Intelligenz (KI) und entsprechender Software verändert wurden. Daraus ergibt sich die Möglichkeit, eine willkürliche Person tun oder sagen zu lassen, was man möchte. Über den Begriff „Deepfake“ herrscht in der Expertenwelt Uneinigkeit. Viele sehen den Begriff als zu wertend an, da er vorrangig negative Aspekte der Technologie in den Vordergrund stellt. Fachexperten bevorzugen den Begriff „synthetische Medien“. Desinformations-Expertin Kathryn Harris, CEO von Deeptrust-Alliance, unterscheidet zwischen Deep- und Cheap-Fakes.

Harrison setzt sich in ihrer Alliance für Standards zur Bekämpfung digitaler Fälschungen ein

Wie werden Deepfakes erstellt?

Bei der Produktion von Deepfakes wird das Gesicht einer Person auf das Gesicht einer anderen übertragen. Entscheidend ist dabei die Ausgangsqualität des Videos der Person, die technisch manipuliert werden soll. Je besser das Ausgangsmaterial, desto besser das Ergebnis. Das gilt sowohl für die Auflösung als auch für Aspekte wie Beleuchtung und Hintergrund.

Die Künstliche Intelligenz analysiert dann sämtliche Daten aus dem Ursprungsmaterial. Das können sowohl mehrere hundert Bilder sein, also auch die verschiedenen Frames eines Videos. Die KI imitiert dann Lippenbewegungen, Stirnrunzeln und Mimik des Sprechers. Mittlerweile ist eine solche Fälschung sogar in Echtzeit möglich.  

Hao Li, CEO und Gründer vom Start-up Pinscreen, das KI-gesteuerte Avatare entwickelt

Das ist die klassische Variante. Doch die Möglichkeiten sind schier unendlich. Für das ungeübte Auge ist es mittlerweile nahezu unmöglich, professionell produzierte Deepfakes zu erkennen. Mehrere Firmen weltweit arbeiten deshalb an sogenannten Deepfake-Erkennungssoftwares, darunter auch die dänische Firma Defudger. Da die Technik immer weiter fortschreitet, wird es für Erkennungssoftwares immer schwieriger, mit neu entwickelten Deepfake-Methoden Schritt zu halten.

Dominik Kovacs hat die Firma Defudger mitbegründet

Wie können Deepfakes erkannt werden?

Die Möglichkeiten sind vielfältig. Eine Methode: Die Künstliche Intelligenz erkennt die Herzfrequenz einer Person anhand leichter Verfärbungen innerhalb des Gesichts. Die KI erkennt Unterschiede in den einzelnen Regionen des Gesichts. Stimmen die Herzfrequenzen in den verschiedenen Gesichtsregionen nicht überein, ist der Deepfake enttarnt. Aber: Deepfakes-Erkennung wird immer schwieriger, da die Algorithmen manipulierter Videos stetig ausgefeilter werden.

Kann jeder Deepfakes erstellen?

Derzeit tauchen Deepfakes hauptsächlich in zwei Bereichen auf: In gefälschten pornografischen Videos (zum Beispiel von bekannten Stars) und zur Unterhaltung. Sogenannte „Lip Sync“- Videos erfreuen sich vor allem in den sozialen Medien großer Beliebtheit.

Mit ein wenig technischem Knowhow und der entsprechenden Hardware kann, zumindest theoretisch, jeder einfache Deepfakes erstellen. Entscheidend ist hier aber auch die Qualität der Videos, die dabei herauskommen sollen. Dominik Kovacs von Defudger: „Die meisten videobasierten Deepfakes, die Änderungen des Gesichts und Lippensynchronisation beinhalten, sind nicht für jedermann möglich. Im Moment gibt es glücklicherweise noch nicht allzu viel Open-Source-Softwares auf dem Markt.“

Was sind die Gefahren?

Derzeit werden Deepfakes hauptsächlich im Bereich der Pornografie eingesetzt. Ein solcher missbräuchlicher Einsatz kann die Integrität privater Personen angreifen und Existenzen zerstören.  

In absehbarer Zukunft könnten auch gefälschte Videos von Politikern und Entscheidungsträgern auftauchen, die das (politische) Meinungsbild direkt beeinflussen und damit zur Bedrohung für unsere Demokratie werden könnten.

Ein Beispiel: Ein pornographisches Video eines Politikers kursiert in den Medien. Der Politiker verliert dadurch Stimmen und die Wahl. Die Verlockung, politische Gegner durch manipulierte Videos zu verunglimpfen, könnte groß sein. Und die Verwirrung in der Bevölkerung ebenso.

Was sind positive Aspekte?

Deepfakes haben viele positive Seiten und bieten viele Möglichkeiten. Schon in naher Zukunft könnten unserer Hollywood-Blockbuster vom heimischen PC aus erstellt werden. Auch in der Trauerarbeit können Deepfakes von großem Nutzen sein. Verstorbene Familienangehörige können durch die Technologie digital wieder zum Leben erweckt werden und somit weiter ein tröstender Aspekt in der Verarbeitung von Verlusten sein.

Victor Riparbelli ist CEO von Synthesia, einem KI-Anbieter für Videogenerierung

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